Seit ich als Übersetzerin und Projektmanagerin tätig bin, begleitet mich das Thema, dass schlecht formulierte Texte ein echtes Hindernis in der Kommunikation darstellen. Dies betrifft nicht nur das Verstehen und Agieren innerhalb einer Sprache, sondern die Sache wird noch viel kritischer, wenn eine weitere Sprache ins Spiel kommt.
Nachteile schlechter Texte
Sind Texte, die übersetzt werden sollen, schlecht formuliert, unverständlich oder fehlerhaft, kann dies zu einer schlechteren Übersetzungsqualität führen, da viele Übersetzer:innen sich mangels Sachkenntnis notgedrungen „an den Worten entlanghangeln“, anstatt sich vom Text zu lösen und frei zu formulieren. Was ist das Ergebnis? Der Ausgangstext schimmert (stark) durch und die Übersetzung liest sich ungelenk. Ein eindeutiger Nachteil für den Kunden.
Soll ein Text in mehrere Sprachen übersetzt werden, bergen schlechte Ausgangstexte für Projektmanager ‒ und unter Umständen auch für Kunden ‒ den Nachteil, dass mehrere Übersetzer:innen sich mit denselben (oder auch unterschiedlichen) Fragen melden und um Klärung des Sachverhalts bitten. Die Folge sind aufwändige Zusatzdokumente mit Erläuterungen seitens des Kunden oder des Projektmanagers, die bei gut und eindeutig geschriebenen Ausgangstexten gar nicht nötig wären und den Übersetzungsprozess natürlich unnötig holprig machen.
Für den Übersetzer stellen schlecht formulierte Ausgangstexte zudem einen großen wirtschaftlichen Nachteil dar, der meist erst deutlich wird, wenn man sich eingehender mit dem Text beschäftigt. Professionelle Übersetzer:innen werden immer versuchen, „ihren“ Text besser zu machen, als es der Ausgangstext ist. Dies bedeutet mehr Rückfragen, mehr Recherche und somit langsameres Übersetzen. Da in der Übersetzungsbranche oft noch auf Wortbasis abgerechnet wird, wirkt sich die Verlangsamung des Übersetzungsprozesses somit auf den Umsatz pro Zeiteinheit aus.
Die Lösung
Die Zauberworte heißen „Pre-Editing“ und „Briefing“! Getreu meinem Slogan „Präzises Übersetzen beginnt beim Ausgangstext“ gebe ich Texte immer erst dann an mein Übersetzerteam zur Bearbeitung, wenn sie fehlerfrei und gut verständlich sind. Dies setzt natürlich eine profunde Kenntnis der Sachverhalte und eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden voraus.
Sachkenntnis erlangt man durch Studium und Fortbildung, aber auch durch Einarbeitung in das spezifische Thema. Bei Neukunden bedeutet dies zu Beginn meist ein umfassendes fachliches Briefing (Einweisung in den Sachverhalt). Ausgestattet mit den nötigen Kenntnissen lektoriere ich den Ausgangstext. Hierbei achte ich insbesondere auf die „Glättung“ von Textstellen, die für die Übersetzung eine Schwierigkeit darstellen könnten. Der lektorierte Text geht zur Freigabe an den Kunden und dann ‒ ergänzt durch von mir aufbereitete Hintergrundinfos (ggf. inklusive Bildmaterial und Fachterminologie) ‒ an mein Übersetzerteam.
Die vielfältigen Vorteile dieses Vorgehens liegen klar auf der Hand: Der Übersetzungsprozess geht reibungslos vonstatten, da Rückfragen entfallen und alle Übersetzer:innen denselben Kenntnisstand haben. Dies bedeutet: weniger Mails, weniger „Hin und Her“, weniger Kosten für alle Beteiligten.
Und ein schöner Nebeneffekt für den Kunden: Er erhält einen optimierten Ausgangstext, der auch für Nicht-Insider gut verständlich ist.