Welches Problem kann schon ein Doppelpunkt verursachen? Nun, für uns Übersetzer gehört er sogar zu den eher „unbequemen“ Satzzeichen. Warum? Weil wir in einer Übersetzungsumgebung (Translation Memory System) arbeiten, die den Originaltext in Satzsegmente untergliedert. Im Idealfall endet ein Satz mit einem Punkt und alles, was vor diesem Punkt steht, bildet den Inhalt eines Segments. Der nächste Satz steht in einem neuen Segment.

Auch Doppelpunkte sind in technischer Hinsicht Signalgeber für das Ende eines Segments. Was nach dem Doppelpunkt folgt, steht also ebenfalls in einem neuen Segment. In unserer Übersetzungsumgebung sehen wir aber nicht, ob dieser nachfolgende Satz bzw. Teilsatz als Fließtext weiterläuft oder ob nach dem Doppelpunkt ein Zeilenumbruch (z. B. wegen einer Aufzählung) folgt. Je nachdem, was der Fall ist, müssen wir ggf. über Groß- oder Kleinschreibung nach dem Doppelpunkt entscheiden.

In Überschriften wird der Doppelpunkt häufig verwendet, um diese möglichst „knackig“ zu machen. Für uns werden aus solchen Überschriften in der Übersetzungsumgebung zwei separate Segmente und da kann die „Knackigkeit“ bei der Übertragung der Headline in die andere Sprache schon mal verloren gehen. Damit das nicht passiert, ist es u. a. mein Job als Managerin von Übersetzungsprozessen, die eingelesenen Ausgangstexte technisch so aufzubereiten, dass alles, was inhaltlich zusammengehört, in einem Segment steht.

Man sieht: kleines Zeichen, große Wirkung!